Wissen
Die 68er-Bewegung
Vertiefung: Auswirkungen auf die Soziale Arbeit
Die 68er-Bewegung ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von oftmals studentischen Bewegungen. Trotz unterschiedlicher Gesellschaftskonzepte, konkreter Kämpfe und Erscheinungsformen gab es zwischen den einzelnen Bewegungen auch Verbindendes: die Kritik an vorherrschenden Wertvorstellungen und etablierten gesellschaftliche Strukturen sowie die Forderung nach grösseren individuellen Freiräumen und mehr politischer und gesellschaftlicher Mitbestimmung.
Auch St. Gallen erlebte seine „68er“. Hier breitete sich die Bewegung im Vergleich zu anderen Schweizer Regionen jedoch langsamer und zeitlich versetzt aus. Zudem ereigneten sich verhältnismässig wenige Protestaktionen und keine Gewalt. Der Einfluss der 68er-Bewegung war weitreichend – bis hinein in die Soziale Arbeit. Sie fokussierte in der Folge nicht mehr so stark auf die Einzelfallhilfe, sondern suchte Erklärungen für Probleme vermehrt in gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen. In der Ostschweiz wurde dieser Paradigmenwechsel vom „problematischen Individuum“ hin zur „kranken Gesellschaft“ bezeichnenderweise von Studierenden angedacht.
Jugend-Revolte in der Schweiz: Der „Globuskrawall“
Die Demonstranten: Gleiche Ziele, unterschiedliche Hintergründe
Öffentliche Verteidigung der Demonstranten
Mit traditionellen Geschlechterkonzepten gegen das Frauenstimmrecht
Links sehen Sie ein Plakat des Aktionskomitees gegen das Frauenstimmrecht, welches 1968 veröffentlicht wurde. Das Jahr 1968 veränderte hierzulande auch die Rahmenbedingungen bezüglich der Diskussion um eine mögliche politische Teilhabe der Frauen: Just in diesem Moment, im internationalen Jahr der Menschenrechte, beschloss die Schweiz, die Europäische Menschenrechtskonvention zu unterzeichnen – jedoch mit dem Vorbehalt des fehlenden Frauenstimmrechts. Dies brachte das Fass zum Überlaufen: Demonstrationen der neuen Frauenbewegung folgten bis sich 1971 die männliche Stimmbevölkerung dazu entschloss, den Frauen die politischen Mitspracherechte zu gewähren. Im Vorfeld der Abstimmung vom 7. Februar 1971 machte aber nicht nur die Frauenbewegung Werbung für ihre
Beatles‘ Revolution
Eine Chance für die Liebe
Ein Zeitzeuge erzählt…
„68er“ in der Ausbildung zur Sozialarbeit
Sozialarbeit: Paradoxes Verhältnis zu den „68ern“
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Quellenverzeichnis
Jugend-Revolte in der Schweiz: Der «Globuskrawall»
Hassler, J. (2003). Globuskrawall. SF mySchool vom 22.10.2003. © Schweizer Radio und Fernsehen. Online unter: https://www.srf.ch/play/tv/srf-myschool/video/zeitreise-der-globuskrawall-folge-13?id=c0d558da-e48e-477d-ab10-7a4f00847369&station=69e8ac16-4327-4af4-b873-fd5cd6e895a7 (08.01.2018).
Die Demonstranten: Gleiche Ziele, unterschiedliche Hintergründe
SF DRS Rundschau vom 10.07.1968. © Schweizer Radio und Fernsehen.
Öffentliche Verteidigung der Demonstranten
Autonome Arbeitsgruppe Kultur und Information (1970). Schriften zur Agitation Nr. 2. Verteidigung der Demonstranten – die Wahrheit über den Globuskrawall. Zürich. (Titelblatt, S. 28f.)
Mit traditionellen Geschlechterkonzepten gegen das Frauenstimmrecht
Aktionskomitee gegen das Frauenstimmrecht (1968). „Lasst uns aus dem Spiel! Frauenstimmrecht, Nein.“ Schweizerische Nationalbibliothek. Graphische Sammlung. Plakatsammlung.
Beatles‘ Revolution
The Beatles (1968). Revolution. Online unter: https://www.youtube.com/watch?v=BGLGzRXY5Bw (23.05.18).
Eine Chance für die Liebe
Neun Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule am Burggraben in St. Gallen (1970). Aktion Rotes Herz. Flugblatt. Originalscan von Matthias Federer. Zürich.
Ein Zeitzeuge erzählt…
Hardegger, S., Räbsamen J. (02.02.2018). Interview mit Mathias Federer, Mit-Initiant der Aktion „Rotes Herz“. Zürich.
«68er» in der Ausbildung zur Sozialarbeit
Decurtins, R., Marx, R., Scheffmacher, V.,Schmid, R., Zünd T. (1976). Berufskrise angehender Sozialarbeiter oder Sozialarbeiter werden ist nicht schwer, Sozialarbeiter sein dagegen sehr. Diplomarbeit der „Ostschweizerischen Schule für Soziale Arbeit“. Kurs 1974/77. St. Gallen. (S. 5ff.)
Sozialarbeit: Paradoxes Verhältnis zu den „68ern“
Schweizer Arbeitsgemeinschaft der Schulen für Soziale Arbeit, Schweizer Berufsverband der Sozialarbeiter (Hrsg.) (1974). Die Sozialarbeit – der Sozialarbeiter. Broschüre. Illustrationen von E. Kopp. Bern.
Sammelbibliographie
Historischer Verein des Kantons St. Gallen (2016). Aufbruch. Neue Soziale Bewegungen in der Ostschweiz. In 156. Neujahrsblatt. St. Gallen, S. 7 – 13; 159f.
Epple, R., Schär, E. (2015). Spuren einer anderen Sozialen Arbeit. Kritische und politische Sozialarbeit in der Schweiz 1900 – 2000. Zürich: Seismo, S. 183 – 272.
Hering, S., Münchmeier, R. (2000). Geschichte der Sozialen Arbeit. Einführung. Weinheim/München: Beltz Juventa, S. 227 -232.
Kaiser, M. (2019). Die ausgebliebene Revolution. Das Wissen an der Ostschweizerischen Schule für Sozialarbeit. In Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons St. Gallen (Hrsg.). Eine St. Galler Geschichte der Gegenwart. Sozialhistorische Einblicke ins 19. und 20. Jahrhundert (S. 185 – 205). St. Gallen: Verlagsgenossenschaft St. Gallen.
Wissenschaftliche Kommission der Sankt-Galler Kantonsgeschichte (Hrsg.) (2003). Die Zeit des Kantons 1945 – 2000. Bd. 8. St. Gallen: Amt für Kultur des Kantons St. Gallen, S. 56 – 60.
Skenderovic, D., Späti, C. (2012). Die 1968er-Jahre in der Schweiz. Aufbruch in Politik und Kultur. Baden: Hier & Jetzt, S. 97 – 190.
Tanner, J. (2015). Geschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert. München: C. H. Beck, S. 381 – 406; 423 – 429; 615 – 619.