Geschlechtergeschichte
Neue Frauenbewegung ab 1968
Vertiefung: Politische Frauengruppe St. Gallen
Im Bewusstsein unserer heutigen Schweizer Gesellschaft ist ein Verständnis für die Anliegen der Frauen bereits tief verankert. Diese Sensibilisierung für die Anliegen der Frauen und die damit verbundenen Errungenschaften sind dem ausdauernden und teilweise auch provokativen Kampf von Frauen und Männern zu verdanken Als zentraler Demarkationspunkt für dieses Engagement muss die Einführung des Frauenstimmrechts im Jahr 1971 erwähnt werden. Mit dem Beitritt der Schweiz am 28. November 1974 zur Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK), welcher nach der Einführung des Frauenstimmrechts möglich wurde, hat die Schweiz einen wichtigen Schritt hin zu einer Gesellschaft gemacht, in der ab 1999 diese Grundrechte in die neue Verfassung geschrieben werden konnten. Trotz Erreichen des politischen Mitbestimmungsrechts distanzierte sich die Neue Frauenbewegung von spezifischen Parteien, wie zum Beispiel der Linken, und unterschied sich auch in ihrer Organisationsform von politischen Gruppierungen. Die starke Willenskraft der Schweizerinnen manifestierte sich unter anderem im Frauenstreik 1991, an welchem über eine halbe Million Frauen teilnahmen. Die Stellung der Frauen in der Gesellschaft hat sich dank der Neuen Frauenbewegung über Jahre hinweg stark gewandelt. So gelang der Frauenbewegung die Gründung neuer lokaler Frauengruppen, neuer Beratungsstellen, migrationspolitischer Kontaktstellen, Kinderbetreuungsangeboten und Wohnprojekten. Das Engagement der Frauen war gross, auch wenn nicht alle politischen Vorstösse erfolgreich waren. So scheiterten die Abstimmungen über das Mutterschaftsversicherungsgesetz 1999 und über die Quoteninitiative 2000. Dafür wurde die Vorlage über das Erwerbsersatzgesetz (Ausweitung der Erwerbsersatzansprüche auf erwerbstätige Mütter) 2004 angenommen. Die Bestrebungen der Frauen zur völligen Gleichstellung überleben bis heute, wie der Frauenstreik im Juni 2019 zeigt, denn noch sind nicht alle geforderten Ziele erreicht. So kämpfen viele Frauen noch immer für Lohn- und Chancengleichheit in diversen Gesellschaftsbereichen.
Lauter Start in eine Neue Ära – «Marsch auf Bern» 1969
Nachdem die Anliegen der Frauen in der Schweizer Politik lange Zeit nur bedingt Gehör gefunden haben, markiert der Marsch auf Bern den Start der Neuen Frauenbewegung. Rund 5000 Frauen und Männer versammelten sich am 1. März 1969 auf dem Bundesplatz und machten mit viel Lärm auf die Anliegen der Frauen aufmerksam. Die Demonstration fand unter der Führung von Emilie Lieberherr statt, die später die erste Zürcher Stadtpräsidentin werden sollte. Im Zentrum der Demonstration stand das Frauenstimmrecht, das erstmals auch auf der Basis der Menschenrechte diskutiert wurde, da in der Schweiz Diskussionen um einen Beitritt zur Europäischen Menschenrechtskonvention liefen. Die neue Frauenbewegung, die sich beim Marsch auf Bern erstmals in ihrer vollen Kraft offenbarte, zeichnete sich vor allem durch ihre radikale Patriarchatskritik, ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Staat und anderen Gruppierungen sowie ihre dezentrale Organisation aus. So bestand die neue Frauenbewegung vor allem aus lokalen, kleinräumigen Gruppen. Diesen einzelnen Gruppen gelang es jedoch immer wieder, ihre Anliegen überregional oder gar national einzubringen. Der Marsch auf Bern gilt als ein Schlüsselereignis zur Annahme des Frauenstimmrechts um 1971.
Kampf um das Frauenstimm- und Wahlrecht
Der Kampf um das Frauenstimmrecht war lang und hart. Die Aktivist*innen kämpften mit radikalen Mitteln. So versuchte zum Beispiel der Schweizerische Verband für Frauenstimmrecht (1909 gegründet) 1950 mit einem Plakat die Frauen wachzurütteln und zu mobilisieren (hier: Plakat des Schweizerischen Verbandes für Frauenstimmrecht, Juni 1950, Zürich). Ein weiteres Plakat, das für das Frauenstimmrecht warb, stammt ebenfalls aus den 1950er Jahren. Das «Ja» aus Backsteinen und die Frauenhände, die Einzelteile hinzufügen, zeigt wohl auf, dass Frauen ebenfalls einen wichtigen Bestandteil der Gesellschaft bilden, welcher mitbestimmen sollte (hier: Abstimmungsplakat Ja zum Frauenstimmrecht von Donald Brun, 1954). Nicht nur mit Plakaten, sondern auch mit direkter Präsenz versuchten die Frauen das Stimm- und Wahlrecht zu bekommen. So platzierten sie sich unter anderem im Jahr 1969 mit Plakaten vor dem Bundeshaus in Bern und zeigten so ihre Forderungen (hier: Aufnahme von Frauen, die für das Frauenstimm- und Wahlrecht kämpfen, 12.6.1969, Bern).
Doch die Gegner*innen des Frauenstimmrechts nahmen kein Blatt vor den Mund. Bereits in den 1920er Jahren wurden Plakate gegen das Frauenstimmrecht entworfen. Bis zum Jahr 1971 gelang dies mit Erfolg. So wurde zum Beispiel Angst verbreitet, indem auf einem Plakat eine Art «Zombiefrau» abgebildet wurde. Mit der Aufschrift «Wollt ihr solche Frauen?» behauptet das Plakat, dass Frauen sich zu solchen Wesen entwickelten, wenn sie das Stimm- und Wahlrecht hätten (hier: Abstimmungsplakat Nein zum Frauenstimmrecht von Otto Baumberger, 1920, Basel Stadt und Zürich). Ein schlichtes Design wählte das Zürcher Nationalkomitee gegen das Frauenstimmrecht im Jahr 1946 (hier: Abstimmungsplakat des Zürcher Kantonalkomitees gegen das Frauenstimmrecht, 1946, Zürich). Der Teppichklopfer auf schwarzem Hintergrund sollte wohl die eigentliche und richtige Aufgabe der Frauen abbilden, nämlich die Arbeit im Haushalt.
Volksabstimmung vom 7. Februar 1971
- Für das Frauenstimm- und Wahlrecht 65.7%
- Gegen das Frauenstimm- und Wahlrecht 34.3%
Kantone stimmten Ja
Kantone stimmten Nein
Nach mehreren Anläufen nahm das Schweizer Stimmvolk am 7. Februar 1971 das Frauenstimm- und Wahlrecht auf eidgenössischer Ebene mit 65.7 % Ja-Stimmen an. Es kam zu einem eindeutigen Volks- und Ständemehr. 14 Ganz- und 3 Halbkantone stimmten für das Frauenstimm- und Wahlrecht, während 5 Ganz- und 3 Halbkantone die Initiative ablehnten. Anfangs der 1920er Jahre wurde bereits über das Frauenstimm- und Wahlrecht auf kantonaler Ebene abgestimmt. Diese Vorstösse wurden jedoch alle klar abgelehnt. Auch auf eidgenössischer Ebene gab es vor 1971 bereits eine Abstimmung. Im Jahr 1959 trat diese vor das Stimmvolk, wurde aber mit 67 % Nein-Stimmen nicht angenommen. Dennoch führten im gleichen Jahr die Kantone Waadt und Neuenburg als erste Schweizer Kantone das Frauenstimm- und Wahlrecht ein. In den darauffolgenden Jahren schlossen sich fast alle Kantone dieser Entscheidung an. Vor allem kurz nach dem 7. Februar 1971 kam es in den meisten Kantonen zur Abstimmung auf kantonaler Ebene. So durften nach dem Jahr 1972 alle Frauen ausser jene in den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden neben eidgenössischen auch bei kantonalen Angelegenheiten mitsprechen. 1989 hatten die Frauen in Appenzell Ausserrhoden an der Landsgemeinde Erfolg und bekamen ebenfalls das Stimm- und Wahlrecht zugesprochen. Zwei Jahre später trat durch einen Bundesgerichtsbeschluss das Frauenstimm- und Wahlrecht auch im letzten Kanton, Appenzell Innerrhoden, in Kraft. Im selben Jahr, 1991, also 20 Jahre nach der Einführung auf eidgenössischer Ebene, blickten Frauen gemeinsam an der Frauensession in Bern auf das Ereignis zurück. Die Session war geprägt von Zuversicht, aber auch von Forderungen, die die Geschlechtergleichstellung weiter vorantreiben sollten.
Wenn Frau will, steht alles still
Unter dem Motto «Wenn Frau will, steht alles still» ging der Frauenstreik 14.06.1991 in die Geschichte ein. Er war für die Schweiz ein unvergleichliches und in der Frauengeschichte bedeutendes Ereignis. Landesweit protestierten die Frauen zu hunderttausenden für ihre Rechte.
Beim Frauenstreik 1991 handelte es sich um die grösste öffentliche Mobilisierung seit dem Landesstreik von 1918. Genau zehn Jahre vor dem Frauenstreiktag war der Gleichstellungsartikel in der Bundesverfassung verankert worden. Doch mit dessen Umsetzung waren die Streikenden nicht zufrieden. Gefordert wurden unter anderem Lohngleichheit, die Bekämpfung von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, die Gleichstellung in der sozialen Sicherheit und die Aufteilung der Hausarbeit zwischen Mann und Frau. Zudem wurden ein Ende der sexuellen Gewalt, der sexistischen Werbung und der Pornografie sowie effektive Massnahmen gegen Vergewaltigungen und Gewalt in der Ehe verlangt.
Knapp 30 Jahre später fand am 14.06.2019 der zweite Frauenstreik in der Schweiz statt, welcher laut mehreren Stimmen bitter nötig war. Zum zweiten Mal gingen hunderttausende Frauen auf die Strassen und sorgten für die grösste soziale Mobilisierung in der Schweiz. 2019 setzen sich die Frauen besonders für die Sozialisierung der Reproduktion / Care-Arbeit, für das Recht der Frauen über ihren eigenen Körper zu bestimmen, gegen die Auswirkungen der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung, gegen die Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität oder der sexuellen Orientierung und gegen Fremdenfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit und Rassismus ein.
Im Radiobeitrag vom 14.06.2019 erzählt Fabienne Amlinger, eine Historikerin und Geschlechterforscherin der Universität in Bern, wie es ihrer Meinung nach um die Rolle der Frau und um Gleichberechtigung in der Schweiz steht. Sie berichtet über bereits erreichte Ziele, über noch bestehende Defizite, über Unterschiede zwischen Frauen, über den Machtanteil der Frauen in Wirtschaft und Politik, geht auch auf die Geschichte und den Frauenstreik 1991 ein und berichtet, was durch einen solchen Frauenstreik bewirkt werden kann. Die beiden Bilder – eines aus 1991 und eines aus 2019 – zeigen den tatkräftigen Einsatz der Streikenden und deren gemeinsames Handeln an den beiden Frauenstreiktagen.
Die «schwulen» Frauen
Ein Thema, das die Neue Frauenbewegung aufgriff, war das Thema weibliche Homosexualität. Während männliche Homosexualität bereits bekannt war und teilweise gar auf Akzeptanz stiess, war weibliche Homosexualität weitgehend unbekannt. Frauen hatten grosse Probleme, ihre Homosexualität offen auszuleben, nicht zuletzt deshalb, weil es an einem Begriff für weibliche Homosexualität mangelte. Schwul wurde als Synonym für Homosexualität verwendet. So erlebten lesbische Frauen Anfeindungen, oftmals von der eigenen Familie, und wurden als geistesgestört oder krank bezeichnet.
In den 60er und 70er Jahren entstanden Gruppen für homosexuelle Frauen, die der Neuen Frauenbewegung anzugliedern sind. In grösseren Städten wie Zürich entstanden Treffpunkte, wo Lesben unter sich sein konnten. So waren auch die homosexuellen Frauen aktiv dabei, wenn es um die Rechte der Frau ging, und weibliche Homosexualität wurde erstmals öffentlich thematisiert, auch in St. Gallen gab es beispielsweise einen Lesbenchor oder die Homosexuelle Frauengruppe St. Gallen (HFG), welche eine Untergruppe der Frauengruppe war.
Der Zeitungsartikel aus dem Tagesanzeiger zeigt, dass Lesben bis heute einen schweren Stand in der Gesellschaft haben und sich die LGBTQ+-Bewegung vor allem auf Schwule bezieht. Outings von berühmten Frauen gibt es bedeutend weniger und auch in der Politik sind bekennende Lesben stark untervertreten. Tamara Funiciello gilt als die erste öffentlich bekennende Lesbe im Nationalrat und auch Corinne Mauch, die lesbische Zürcher Stadtpräsidentin, ist ein Einzelfall.
Ein Thema, das die Neue Frauenbewegung aufgriff, war das Thema weibliche Homosexualität. Während männliche Homosexualität bereits bekannt war und teilweise gar auf Akzeptanz stiess, war weibliche Homosexualität weitgehend unbekannt. Frauen hatten grosse Probleme, ihre Homosexualität offen auszuleben, nicht zuletzt deshalb, weil es an einem Begriff für weibliche Homosexualität mangelte. Schwul wurde als Synonym für Homosexualität verwendet. So erlebten lesbische Frauen Anfeindungen, oftmals von der eigenen Familie, und wurden als geistesgestört oder krank bezeichnet.
In den 60er und 70er Jahren entstanden Gruppen für homosexuelle Frauen, die der Neuen Frauenbewegung anzugliedern sind. In grösseren Städten wie Zürich entstanden Treffpunkte, wo Lesben unter sich sein konnten. So waren auch die homosexuellen Frauen aktiv dabei, wenn es um die Rechte der Frau ging, und weibliche Homosexualität wurde erstmals öffentlich thematisiert, auch in St. Gallen gab es beispielsweise einen Lesbenchor oder die Homosexuelle Frauengruppe St. Gallen (HFG), welche eine Untergruppe der Frauengruppe war.
Lesben haben bis heute einen schweren Stand in der Gesellschaft und die LGBTQ+-Bewegung bezieht sich vor allem auf Schwule. Outings von berühmten Frauen gibt es bedeutend weniger und auch in der Politik sind bekennende Lesben stark untervertreten. Tamara Funiciello gilt als die erste öffentlich bekennende Lesbe im Nationalrat und auch Corinne Mauch, die lesbische Zürcher Stadtpräsidentin, ist ein Einzelfall
Invasive Techniken – Im Interesse der Frau?
Die Neue Frauenbewegung stellte zwischen 1968 und 1978 in verschiedensten Bereichen der Gesellschaft Forderungen auf. Ein Diskussionspunkt war die Frauengesundheit: Die Forderungen der Neuen Frauenbewegung nach einer neuen Sichtweise auf die Gesundheit der Frau und der 1996 in der Schweiz erschienene Frauengesundheitsbericht sollten die Gesundheitspolitik beeinflussen und über frauenspezifische Aspekte von Gesundheit und Krankheit aufklären, insbesondere was Gen- und Reproduktionstechnologie betrifft.
Die Quelle zeigt das erste Informationsbulletin der Nationalen Organisation «Gen- und Reproduktionstechnologien» feministischer Frauen in der Schweiz (NOGERTE). Der Verein setze sich unter anderem im Zusammenhang mit den neuen Technologien konsequent für die Rechte von Frauen ein. Das Bulletin informiert über die Ansicht der NOGERETE: «Das Erbgut ist unantastbar […]. Wir lehnen die mithilfe von GRT machbare Einteilung in wertes und unwertes Leben ab. Prinzipiell stellen wir die Integrität und Entscheidungskompetenz der Frau über sämtliche Experten Meinungen. […].»
Die Bilder auf der ersten Seite zeigen eine Frau und eine Kuh, beide wie sie Schritt für Schritt ihren Bauch, also den Bezug zu ihrem Körper und zum Leben, welches in ihnen heranwächst, verlieren. Die Bilder untermauern, was die NOGERETE aussagt: «Vorgeburtliche Untersuchungen sind Voraussetzung für weitere Techniken wie künstliche Befruchtung und Embryonenforschung und führen zu einer nicht nur emotionalen Trennung der Einheit vom heranwachsenden Kind und der werdenden Mutter.»
Furore um das Rotationsprinzip
1980 wurde in St. Gallen die Politische Frauengruppe (PFG) gegründet. Historisches passierte 1981: Die PFG trat mit der ersten Frauenliste der Schweiz an den Gemeinderatswahlen der Stadt St. Gallen an. Wider Erwarten erhielt die PFG auf Anhieb einen Sitz im Gemeinderat. Nach dem ersten Amtsjahr (1982) sorgte die Frauengruppe jedoch erstmals für Kopfschütteln. Die PFG wollte ihr Gemeinderatsmandat nach einem Rotationsprinzip vergeben. Jedes Jahr trat die amtierende Gemeinderätin zurück und die nächste Frau auf der Liste rückte nach. Die PFG wollte damit möglichst vielen Frauen Mandatserfahrung ermöglichen, betonte zudem, dass über Themen und Abstimmungen im Gemeinderat sowieso immer in der ganzen Gruppe diskutiert würde und man gemeinsam Entscheidungen träfe. Im Rotationsprinzip zeigt sich auch die antihierarchische Organisation der neuen Frauenbewegung. Das Rotationsprinzip traf jedoch nicht nur auf Zustimmung, sondern wurde kontrovers diskutiert, zumal eigentlich für Gemeinderatsmandate Amtszwang herrscht. Für einen Rücktritt musste also ein triftiger Grund vorliegen. Es kam vor, dass die PFG-Parlamentarierinnen den Wohnsitz wechselten, damit eine andere Frau nachrücken konnte. Der PFG wurde vorgeworfen, dass sie den Wählerwillen verletzen würde. 1985 begann ein jahrelanger Rechtsstreit, da der freisinnige Kurt Reber eine Beschwerde einreichte und die PFG schlussendlich bis vors Bundesgericht zog. Dort wurde die Klage allerdings mit der Begründung, dass das öffentliche Interesse nicht hinreichend sei, fallen gelassen.
Radikal für Gleichstellung
Für die PFG war der Gemeinderat vor allem auch eine Plattform, um die Anliegen der Frauen in einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Durch Motionen und Postulate hatte sie einerseits die Möglichkeit, direkt politisch Einfluss zu nehmen, andererseits stand ihr damit auch der Weg in die Medien offen. Forderungen der PFG lösten oftmals gross Reaktionen aus, teilweise waren sie gar von überregionalem und nationalem Interesse. Viele Forderungen wurden verworfen, trotzdem sensibilisierte die PFG für die Interessen der Frauen. Eine Motion, die angenommen wurde, war die Motion für die Schaffung von städtischen Gleichstellungsbüros, welche die PFG zusammen mit Frauen aus anderen Parteien einreichte. Die Gleichstellung war 1997 zwar bereits in der Bundesverfassung verankert, an der praktischen Umsetzung scheitere sie aber noch, argumentierte die PFG. Heute verfügen alle Schweizer Städte und die meisten Bildungsinstitutionen über ein Gleichstellungsbüro.
Interview mit Bea Weder Assir, Mitgründerin der PFG
Beatrice Weder Assir wurde 1959 in St. Gallen geboren. Sie wuchs in einer bürgerlichen Familie auf. In jungen Jahren absolvierte sie die Ausbildung zur Oberstufenlehrperson. Als Mitgründerin der PFG war sie stets aktiv in der Frauenbewegung dabei. Aus diesem Grund haben wir am 2. Januar 2020 ein Interview mit Frau Weder durchgeführt. Sie gilt als Zeitzeugin und berichtet von eigenen Erfahrungen, Erlebnissen und Anliegen im Zusammenhang mit der Neuen Frauenbewegung. Ausserdem erläutert sie ihre Ansichten zur heutigen Situation. Während Frau Weder Einschätzungen und Stellungnahme zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen in Bezug auf die Gleichstellung abgibt, beantwortet sie auch spezifische Fragen zu ihrer Aktivität in der PFG. Sie war an den Frauenstreiks 1991 und 2019 hautnah dabei und zeigt ihre Meinung zu diesen Anlässen auf. Anlässlich des Frauenstreiks 1991 hielt Beatrice Weder an der Kantonsschule in St. Gallen ein Referat. Dabei kritisiert sie den Sexismus im Bildungsbereich. Sie verlangt unter anderem das Verwenden geschlechtsneutraler Sprache sowie das Anpassen der aktuellen Lehrmittel. Das von ihr gehaltene Referat wird im Interview ebenfalls thematisiert und Frau Weder nimmt Stellung dazu. Heute ist Beatrice Weder in der PFG nicht mehr ganz so aktiv wie zu früheren Zeiten. Als Vorsitzende des Antirassismus-Treffs in St. Gallen setzt sie sich für Minderheiten in der Schweiz ein. Sie betont, dass die Frauen bis heute bereits einiges erreicht hätten. Trotzdem seien einige Forderungen noch nicht gänzlich umgesetzt worden. Deshalb ist für Frau Weder klar, dass sich jeder Aufwand lohnt, um der Gleichstellung einen weiteren Schritt näherzukommen.
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KEYSTONE/ Bild 100471871. STR
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Volksabstimmung vom 7. Februar 1971
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KEYSTONE, Bild 382615379. Walter Bieri.
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Politische Frauengruppe (07.01.1982). Ablösung im Gemeinderat. In Ostschweizer Arbeiterzeitung.
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Autorinnen und der Autor
Giuliana Frisenda
Sarah Romano
Elias Eggenberger